Disclaimer: Ich bin keine Finanzberaterin und dies soll keine sein. Der Artikel dient lediglich als Ăbersicht
Das Business ist angemeldet, die Nische gefunden. Nun wird das Angebot zusammengestellt.
Aber…wie viel sollte ich nehmen? đ
Diese Frage stellen wir SelbstĂ€ndige uns andauernd. Egal, ob du grade ganz am Anfang stehst oder bereits lĂ€nger selbstĂ€ndig bist. Die Sache mit dem Stundenlohn ist so eine Sache. SchlieĂlich bildet er die Basis fĂŒr die Berechnung aller unserer Angebote.Â
Wir alle wissen, dass wir mehr verlangen mĂŒssen, als das, was wir als Angestellte pro Stunde bekommen haben. Wie viel genau, das lĂ€sst sich nicht pauschal beantworten, es spielen viele individuelle Faktoren mit ein.Â
Dieser Blogartikel soll dir die Grundlagen vermitteln, die du bei deinem Preis bedenken solltest.
Das Ergebnis wird dich vermutlich ĂŒberraschen!
Vorwort
Nachfolgend gehe zeige ich dir die 4 SĂ€ulen deiner Stundenlohn-Kalkulation auf.
Die 4 SĂ€ulen sind:
- Lebenshaltungskosten
- RĂŒcklagen
- Betriebsausgaben
- Zeitkontingent
Bei deiner Berechnung solltest du alle SĂ€ulen so genau wir möglich und der Reihe nach betrachten.Â
Auch empfiehlt es sich, diese Berechnung mindestens alle 6 Monate zu ĂŒberprĂŒfen und gegebenenfalls anzupassen.Â
Denn darauf basiert deine gesamte Businessplanung und nur so kannst du auf VerĂ€nderungen schnell reagieren.Â

SĂ€ule 1: Lebenshaltungskosten
Deine Lebenshaltungskosten bilden die absolute Grundlage der Berechnung.
Je nachdem, ob du nebenberuflich oder hauptberuflich selbstÀndig bist, unterscheidet sich dieser Teil etwas.

Hauptberuflich selbstÀndig
Im ersten Schritt erstellst du dir eine Liste fĂŒr deine privaten Ausgaben. HierfĂŒr eignet sich eine Excel oder Google Tabelle sehr gut, da du sie so am einfachsten zusammenrechnen und immer wieder anpassen kannst.
Notiere in dieser Tabelle nun alle privaten Ausgaben:
- regelmĂ€Ăig wiederkehrend (zB Miete, Nebenkosten, Lebensmittel, Tanken)
- jÀhrlich wiederkehrend (zB Versicherungen, Steuer)
- unregelmĂ€Ăig wiederkehrend (zB Instandhaltungen, Geschenke, Urlaub)
Beachte hierbei, dass sich einige Ausgaben bei einer SelbstÀndigkeit Àndern werden.
Zum Beispiel zahlst du nun selbst in die Krankenkasse ein, die Fahrtkosten zur Arbeit fallen weg, die Kosten fĂŒr Lebensmittel und Strom Ă€ndern sich…rechne hier lieber zu groĂzĂŒgig, als zu knapp.
Bei schwankenden Kosten kannst du mit dem Mittelwert rechnen. Sicherer ist aber, hier den Höchstwert zu nehmen, um einen Puffer zu haben.
Hierzu zĂ€hlt nicht das Arbeitslosengelt oder der GrĂŒndungszuschuss.Â
Diese Zahlungen sind begrenzt und sollten nicht in deine Kalkulation mit eingehen!
Nebenberuflich selbstÀndig
Du möchtest auch auf lange Sicht nebenberuflich selbstĂ€ndig sein?Â
Dann rechne weiter mit dem Umsatz, den du dazu verdienen möchtest. Bedenke hier auch etwaige Monate mit Mehrausgaben, etwa den Dezember (Weihnachten), Urlaubsmonate, Geburtstage, FrĂŒhjahr (Abrechnungen) etc.
Wenn du jedoch vorhast, langfristig in die hauptberufliche SelbstĂ€ndigkeit zu wechseln, dann rechne bereits jetzt, als wĂ€re es schon so weit (also wie oben). Dadurch bildest du dir schon mal RĂŒcklagen und musst deine Preise spĂ€ter nicht anpassen, wenn es soweit ist. Das macht es auch einfacher mit den Kunden.
SĂ€ule 2: RĂŒcklagen bilden
Es ist sehr wichtig, RĂŒcklagen zu bilden. Denn auch wenn es in Social Media gerne suggeriert wird: Es geht nicht immer nur steil bergauf, es gibt auch mal Talfahrten.
Um fĂŒr diese Zeiten gewappnet zu sein und ihnen entspannt entgegen treten zu können, musst du von Anfang an RĂŒcklagen bilden. RĂŒcklagen sind wichtig bei kurzfristigen und lĂ€ngeren AusfĂ€llen, fĂŒr Steuerzahlungen, die Altersvorsorge und die Krankenkasse.

Kurz- und Langfristige AusfÀlle
Diese können immer mal auftreten. Besonders, wenn du in deinem Businessmodell „Zeit gegen Geld“ tauschst, bedeuten AusfĂ€lle einen Einkommensverlust.Â
Die Höhe der RĂŒcklagen sollte mindestens so hoch sein, dass deine Ausgaben fĂŒr 3 Monate gedeckt sind. Wenn du Verantwortung hast – zum Beispiel fĂŒr eine Familie sorgst – sollten es eher 6 Monate sein.Â
Deine RĂŒcklagen solltest du so schnell wie möglich ansparen, ohne unrealistisch zu werden. Passe deine RĂŒcklagen entsprechen an. Am sichersten ist es, das Geld per Dauerauftrag jeden Monat auf ein Unterkonto zu ĂŒberweisen.Â
SteuerrĂŒcklagen
Wenn du von der Kleinunternehmer-Regelung keinen Gebrauch machst, musst du von deinen Einnahmen 19% Umsatzsteuer an das Finanzamt zahlen. Â
Was viele am Anfang vergessen (ja, ich gehöre auch dazu): Es gibt auch noch die Einkommenssteuer! Diese errechnet sich an Hand deines Einkommens am Jahresende und variiert daher.Â
Hier kannst du deine Einkommenssteuer berechnen: https://www.bmf-steuerrechner.de/ekst/eingabeformekst.xhtml
FĂŒr die meisten SelbstĂ€ndigen macht es Sinn, etwa 20% der Einnahmen fĂŒr die Einkommenssteuer zurĂŒck zu legen. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, sogar 30%.Â
Bei vielen Unternehmenskonten kannst du dir deinen Kontostand bereits entsprechend anzeigen lassen. Ich persönlich nutze zum Beispiel das GeschĂ€ftskonto von Kontist*, welches auch mit meiner Buchhaltungssoftware von Lexoffice verknĂŒpft ist. Dort wird dein Kontostand in „Deins“, „Steuer“ und „USt“ unterteilt.Â
Altersvorsorge
Der Punkt, den wir gerne verdrĂ€ngen. SchlieĂlich ist es ja noch so lange hin…
Leider beschĂ€ftigen wir uns viel zu selten mit unserer Altersvorsorge. Besonders wir Frauen geben das Thema leider viel zu schnell ab und wissen oft nicht, wie groĂ unsere RentenlĂŒcke eigentlich ist. Darum wird dieser Aspekt sehr oft unterschĂ€tzt, was böse Folgen haben kann.
Inzwischen ist es kein Geheimnis mehr, dass die RentenlĂŒcke stĂ€ndig wĂ€chst, die gesetzliche Rente nicht ausreicht und den meisten die Altersarmut droht. Darum solltest du besonders als SelbstĂ€ndige richtig vorsorgen!
Ăberlege dir, wie viel du um Alter brauchst, um deinen Lebensstandard halten zu können. Am Besten machst du das, indem du deine RentenlĂŒcke berechnest und die Inflation mit einbeziehst. Dazu gibt es im Internet zahlreiche Guides und Rechner.Â
Mindestens solltest du jedoch ĂŒberlegen, wie viel du jeden Monat brauchst, um deinen Lebensstandard zu halten. Verdopple das vorsichtshalber wegen Inflation und „Alterskosten“ (Behandlungen, Hilfsmittel, Pflege…).
Nun ĂŒberlegst du dir, ab wann du in Rente gehen möchtest und wie viele Jahre du dann davon leben wirst. SchlieĂlich willst du ja noch viele Rentenjahre genieĂen!Â
Nun weiĂt du, was du ansparen musst, um im Alter möglichst abgesichert zu sein. Wie du das umsetzen kannst, dabei kann dir eine Beratung weiter helfen.
Mein Tipp:
Gehe nicht zu deiner Bank, sondern such dir eine Honorar-Beratung fĂŒr alle deine Fragen. Diese kostet zwar etwas, dafĂŒr ist sie wirklich unabhĂ€ngig und kann dich passend beraten. Denn du bezahlst sie, nicht die Versicherungsagentur.Â
Krankenversicherung
Wenn du hauptberuflich selbstĂ€ndig bist, kann dein Krankenkassen-Beitrag sehr hoch werden. Dieser richtet sich nach deinem Einkommen und unterscheidet sich mit unter stark. Je nachdem, ob du dich fĂŒr eine gesetzliche oder private Versicherung entscheidest. Beide haben Vor- und Nachteile, nimm auch hier eine unabhĂ€ngige Beratung in Anspruch.
SĂ€ule 3: Betriebsausgaben
Nun geht es an die Betriebsausgaben. Erstelle dir wie bei den Lebenshaltungskosten eine Tabelle, die du jederzeit anpassen kannst (zB Excel oder Google Tabelle). Wenn du hier noch keine Werte aus 12 Monaten hast, schĂ€tze die Zahlen groĂzĂŒgig und plane mehr Ausgaben ein.

Ein Beispiel hierfĂŒr sind kostenlose Programme. Es macht Sinn, hier von Anfang an mit der bezahlten Version zu rechnen, denn die meisten sind nur eine begrenzte Zeit kostenlos. So musst du nicht stĂ€ndig nachkalkulieren, denn Kleinvieh macht auch Mist.Â
Mögliche Ausgaben
- Kosten BĂŒrorĂ€ume
- Strom, Wasser...
- BĂŒromaterial
- Telefon + Internet
- Werbemittel
- Weiterbildungen
- Tools, Programme,...
- Angestellte
- Berater (zB Steuern), Coaches,...
Merke:
Wenn du Umsatzsteuer zahlen musst, dann rechne nur mit den Netto-BetrÀgen.
Denn die Umsatzsteuer bekommst du vom Finanzamt zurĂŒck.
SĂ€ule 4: Zeitkontingent
Wie alle haben nur so viele Stunden pro Tag. Darum ist diese SĂ€ule sehr wichtig, denn du bist kein Roboter, der 24/7 arbeitet.
Du brauchst Pausen, um produktiv, glĂŒcklich und gesund zu bleiben!

Auch gibt es sogenannte „unproduktive Arbeitszeiten„, in denen wir…naja….unproduktiv sind. Obwohl unproduktiv hier sehr negativ klingt. Meistens sind das die Zeiten, in denen wir was nachschlagen mĂŒssen, mal 5 Minuten an die frische Luft gehen oder uns einen Kaffee holen mĂŒssen.
Je nach Routine, Erfahrung und Ă€uĂere UmstĂ€nde kann diese gröĂer oder kleiner Ausfallen. Wenn man zum Beispiel noch neu in dem Bereich ist, kann diese im Schnitt bei 50% liegen. SpĂ€ter kann man auch mit weniger rechnen.
Ich empfehle jedoch, immer mindestens 15% mit einzurechnen. Es muss nur an der TĂŒr klingeln, man wird aus der Konzentration gerissen und braucht lange, um wieder rein zu kommen.Â
Arbeitszeit berechnen
In diesem Rechenbeispiel gehen wir von 250 Arbeitstagen pro Jahr aus. Das sind 5-6 Tage pro Woche. Nicht immer klappt es mit dem freien Wochenende đ
Wir nehmen uns 28 Tage Urlaub, veranschlagen 14 Krankentage und rechnen mit 7 Tagen als Puffer.Â
AuĂerdem rechnen wir mit 5 Stunden pro Tag und einer „unproduktiven Arbeitszeit“ von 30%.Â
Als Umsatzziel nehmen wir mal 3000 ⏠pro Monat.Â

Hinweise:
Plane dir lieber mehr Fehltage ein, als zu wenig. Du kannst immer mal krank werden.
Du benötigst auch Zeit, um an deinem eigenen Business zu arbeiten. Kundenakquise, Werbung, Weiterbildungen…all das kostet Zeit, die du dir unbedingt nehmen und auch einplanen musst.
Ohne diese Aufgaben, kannst du nicht wachsen!
Worauf du bei Paketen achten solltest
Du kennst nun deinen Basis-Lohn und möchtest Stunden-Pakete anbieten mit verschiedenen Stundenpreisen.
Ein Paket mit vielen Stunden soll pro Stunde weniger kosten, als eines mit weniger.Â
Hier passiert es schnell, dass man „vom falschen Ende aus rechnet“. Rechne vom GĂŒnstigsten an, nicht vom Teuersten!

Zusammenfassung
- Berechne deine Lebenshaltungskosten
- Denke an deine RĂŒcklagen
- Kalkuliere mit 50% fĂŒr die Steuern
- Vergiss deine Altersvorsorge nicht!
- Erkundige dich nach deinem Krankenkassen-Beitrag
- Fasse alle deine Betriebsausgaben zusammen
- Erkenne, wie viel Zeit dir tatsĂ€chlich zur VerfĂŒgung steht
- Verkauf dich nicht unter deinem Basis-Lohn!
- ĂberprĂŒfe dies mind. alle 6 Monate und passe es ggf. an.